Wie SanitäterInnen das Rettungswesen weiterentwickeln würden

Bei unserem Messestand auf der Retter Messe in Wels haben wir unsere Standbesucherinnen und Standbesucher gefragt, wo sie Potenzial für die Weiterentwicklung der Präklinik in Österreich sehen. Dabei hat uns nicht überrascht, dass die zahlreichen SanitäterInnen, ÄrztInnen und ErsthelferInnen viele wertvolle und wichtige Ideen zu der Thematik einbrachten, sondern wie beherzt die Diskussionen zu den einzelnen Bereichen geführt wurden.
Hier eine Zusammenfassung der am häufigsten angesprochen Themenbereiche:

Ausbildung und Ausbildungsstandards

Eine umfangreichere und besser fundierte Ausbildung des Rettungspersonals war der weitaus am häufigsten genannte Punkt unter den Befragten. In erster Linie ging es dabei um die Erhöhung der Ausbildungsstandards in der Grundausbildung von Sanitäterinnen und Sanitätern. Mit den derzeit gesetzlich vorgeschriebenen 100 Stunden Theorie und 160 Stunden Praktikum ist Österreich im Vergleich zu anderen Ländern im Rettungsdienst weit abgeschlagen. Hier wurde konkret mehrfach eine Anpassung der Ausbildung an internationale Standards sowie deren laufende Überprüfung gefordert.

Notfallkompetenzen

Sanitäterinnen und Sanitäter wünschen sich deutlich mehr NotfallsanitäterInnen in der Präklinik in Österreich – idealerweise auf jedem Rettungswagen – und deshalb natürlich auch einen wesentlich besseren Zugang zur entsprechenden Ausbildung. Eine dahingehende Höherqualifizierung sollte für Interessierte jedenfalls ermöglicht und gefördert werden, unabhängig davon, ob sie haupt- oder ehrenamtlich im Rettungsdienst tätig sind.
Die Anwendung der Notfallkomepetenzen NKV, NKA und NKI sollte dann jedoch zur Gewährleistung der Routine an ein entsprechend hohes Mindestmaß an Diensten geknüpft sein, finden die befragten SanitäterInnen.

Durchlässigkeit bei den Gesundheitsberufen

Dass SanitäterInnen die Qualifikationen, die sie in ihrer Ausübung eines anderen Gesundheitsberufes besitzen, im Rettungsdienst nicht anwenden dürfen, ist für viele nicht nachvollziehbar. So wünschen sie sich eine viel größere Durchlässigkeit zwischen etwa Pflegeberufen, diplomiertem Krankenhauspersonal und dem Rettungsdienst. So könnten beispielsweise auch Routinetätigkeiten wie ein Katheterwechsel von DGKP im Rettungsdienst ausgeführt werden, anstatt Krankenhausambulanzen damit zu füllen. Auch umgekehrt sollten Anrechnungen von Ausbildungen im Rettungsdienst für eine spätere Ausbildung zum diplomierten Krankenpflegepersonal möglich sein, sodass hier neue Karrierewege entstehen können.

Qualitätssicherung

Kann oder muss man in einem von zahlreichen Freiwilligen mitgetragenen Rettungssystem in Österreich besonders auf die Qualitätssicherung und bundesweit einheitliche Standards in Aus- und Weiterbildung, Rezertifizierung, Besetzung von Rettungsmitteln, beim Material und bei der Fahrzeugausstattungen achten? Die bunt gemischten Befragten finden ja, unbedingt! Vielmehr vermissen sie sogar Qualitätssicherungsmaßnahmen im Rettungsdienst und wünschen sich eine diesbezügliche Weiterentwicklung in der Präklinik. Auch hier gehören eindeutige Akzente in der Aus-, Fort- und Weiterbildung gesetzt, beispielsweise in bestimmten Feldern wie Crisis Resource Management. Weitere Möglichkeiten zur Qualitätssicherung sehen die SanitäterInnen aber auch in der klaren Trennung von Krankentransport und Rettungsdienst.

Bewusstseinsbildung

Als weitere Punkte wurden in den intensiven Diskussionen unter anderem auch die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für den gesamten Bereich der Präklinik und der Notfallmedizin genannt oder verpflichtende Erste Hilfe Auffrischungen für alle FührerscheinbesitzerInnen. Und ja, manche wünschten sich auch die „guten alten Zeiten“ zurück, in denen ein kameradschaftlicher Zusammenhalt innerhalb der Präklinik deutlicher spürbarer war.
Wir danken allen, die sich in dieser Diskussion eingebracht haben!